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Über den Wolken…

…ist die Freiheit eher begrenzt. So zumindest empfinden es kleine Kinder. Man muss sich anschnallen, still sitzen, leise sein, darf nicht rumrennen, nicht auf dem Sitz hüpfen, dem Vordermann nicht an den Haaren ziehen oder den Klapptisch im Sekundentakt rauf und runter donnern. Wer einen Langstreckenflug mit Kleinkindern hinter sich bringen will, ohne bei den Mitreisenden das Bedürfnis zu wecken wahlweise über der Sahara spontan die Notausgangstür aufzureißen oder die Funktion der Kinder-Schwimmweste in der Bordtoilette zu testen, braucht einiges an Kreativität.

Über die Jahre haben wir die verschiedensten Ideen und Tipps ausprobiert. Hier ist unsere Favoriten-Liste:

Top # 1 Nachtflüge nehmen

Während aufgedrehte Kids es ohne weiteres schaffen, während eines 10stündigen Tagflugs jegliche Mittagsschlafgewohnheiten und sonstige Ruhepausen sprichwörtlich über Bord zu werfen, gibt nachts auch der hartnäckigste Quälgeist irgendwann auf. Auf diese Weise hat man gute Chancen, vier bis fünf Stunden Entertainment-Programm während des Flugs einzusparen.

Top # 2 Stopover und Umsteigeverbindungen

Eigentlich ist man daran gewöhnt, die kürzeste und direkteste Flugverbindung zu suchen. Mit der Zeit haben wir aber festgestellt, dass so ein Stopover durchaus seine Vorteile hat. Viele Flughäfen bieten Kinderbereiche mit Spielgelegenheiten an und auf den Fluren kann der Nachwuchs wenigstens mal ein paar Runden rennen. Sehr lange Flüge werden dadurch außerdem in Abschnitte verträglicher Länge geteilt. Bei längeren Wartezeiten bietet sich, je nach Reise- und Zeitbudget, auch ein kompletter Stopover an. Die meisten klassischen Umsteige-Drehscheiben auf Fernreisen sind auch an sich recht spannende Destinationen und durchaus einen Aufenthalt von ein bis zwei Tagen wert.

Top # 3 Tablet, Smartphone & Co.

Pädagogisch wertvoll oder nicht – spätestens wenn der Sitznachbar schaut als wolle er mir gleich sein Essenstablett auf den Kopf hauen, ist mir das ziemlich egal. Daher werden sämtliche Gadgets vor solchen Flügen mit neuen Apps und Filmen bestückt. Das hält die lieben Kleinen meistens für einige Stunden erfolgreich in Schach. Aber wichtig: Kopfhörer nicht vergessen! Sonst hält sich die Begeisterung bei den Umsitzenden trotz aller Bemühungen in Grenzen. Wer möchte schon von Dubai bis nach Singapur die Hintergrundmelodie von Tiny Wings hören?

Top # 4 Gummibärchen

Ebenfalls mit auf jeden Flug geht pro Kind eine Tüte Süßkram. Gehört ebenfalls nicht zu den pädagogischen Highlights, ist aber mitunter sehr wirkungsvoll. Und sollte das Flugzeugessen nach Meinung der Zwerge vollständig ungenießbar sein, halten sie damit auch bis zur nächsten Landung durch.

Top # 5 Handgepäck selber packen

Unsere Kinder dürfen auf Reisen jeder einen kleinen Rundsack Handgepäck mitnehmen. Die besten Erfahrungen habe ich bisher damit gemacht, sie diesen vor der Abreise selbst packen zu lassen. Denn dann wurde mit den eingepackten Sachen auch tatsächlich gespielt. Unbedingt aber vor Abreise noch mal einen kleinen Check machen und ggf. schon zu Haus ausdiskutieren, dass die 50teilige Murmelsammlung zwar tatsächlich in die geforderte Kategorie “klein” fällt, im Flugzeug aber dennoch nur bedingt geeignet ist.

Top # 6 Überraschung

In meinem Handgepäck findet sich für sehr lange Flüge außerdem immer ein neues Mal- oder Ratebuch (je nach Alter der Kinder) das man gemeinsam mit dem Nachwuchs ausfüllen kann.

Top # 7 Reiseführer mit Fotos

Auch wenn Reiseführer nicht zur Lieblingslektüre von Kindern gehören, funktionieren sie auf Flügen recht gut – vor allem wenn viele Fotos darin sind. Die Kinder sind meist neugierig auf das Reiseziel. Gemeinsam schauen wir die Fotos an und unterhalten uns darüber was uns am Zielort wohl erwartet und was wir in den nächsten Tagen unternehmen werden.

Top # 8 Rücksicht nehmen

Wie oft schon habe ich auf Flügen diese oder ähnliche Szenen beobachtet: Papa hat sich vorausschauend auf einem Platz auf der anderen Seite des Ganges in Sicherheit gebracht und studiert intensiv die neueste Computerzeitschrift. Mama ist in ihren Utta-Danella-Roman vertieft. Der kleine Max-Julius steht auf seinem Sitz und amüsiert sich damit, das Kopfpolster regelmäßig auf den Schädel des Vordermanns klatschen zu lassen. Irgendwann schaut Papa kurz von seiner Zeitschrift auf und gibt Mama einen Schubs. Die sieht entnervt aus, schnauzt Max-Julius wütend an und setzt ihn schwungvoll auf seinen Platz zurück. Während sie bereits versucht ihren Roman an der letzten Stelle wieder aufzuschlagen, holt Max-Julius ein paar Mal tief Luft und bricht dann in infernalisches Gebrüll aus. Papa zischt Mama an, Mama zerrt hektisch an Max-Julius herum und Max-Julius brüllt noch lauter. Spätestens jetzt reagieren auch die umsitzenden Mitreisenden zutiefst entnervt.

Zugegeben, auch ich habe es immer genossen mich auf einem langen Flug gemütlich im Sitz zurückzulehnen und ein gutes Buch zu lesen. Aber wer mit Kindern reist muss Rücksicht nehmen – Rücksicht auf die Mitreisenden und Rücksicht auf die eigenen Kinder. Es ist von einem kleinen Kind definitiv zu viel verlangt, sich auf einer Fläche von 40 Quadratzentimetern über Stunden still und friedlich selbst zu beschäftigen. Bietet man den Kindern dagegen etwas an geht die Zeit meist erstaunlich problemlos vorbei. Und auch wenn einmal etwas nicht perfekt läuft reagieren die Sitznachbarn ungleich positiver wenn sie sehen, dass die Eltern sich ernsthaft bemühen. Ich selber habe eigentlich selten ernsthaft negatives Feedback auf das Verhalten unserer Kinder im Flugzeug bekommen. Und mein Buch kann ich ebenso gut am Strand lesen.

ueberdenwolken



There are 7 comments

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  1. Antje

    Ich glaube auch, dass das wichtigste bei einer Flugreise mit Kindern ist, sich mit ihnen zu beschäftigen und die gemeinsame Zeit zu nutzen. Wir empfanden Flugreisen mit Kindern viel entspannter als lange Fahrten mit dem Auto, denn man kann sich voll und ganz auf die Kinder konzentrieren. :-)

  2. Jenny

    Hallo Claudia,

    deinen letzten Tipp würde ich noch erweitern (und tue das auch in meinen eigenen Langstrecken-Flugtipps :-)): Eltern sollten weder ein Buch mitnehmen, das sie unbedingt lesen wollen, noch auf einem Nachtflug erwarten, dass sie selbst schlafen werden.

    Damit fahre (bzw. fliege) ich inzwischen sehr gut. Es geht doch immer darum, das Schlimmste zu erwarten und sich dann über jede Verbesserung zu freuen ;-)

    LG
    Jenny

  3. Marsela

    Amen! Ich gehöre auch immer wieder zu denen armen Schweinen denen heftig mit Füßen in die Lehne getreten oder denen die Kopfstütze gegen den Kopf gebollert wird. Und irgendwann platze ich. Nicht wegen den Kindern – nein. Wegen den Eltern.
    Und an einem solchen Flug habe ich beschlossen, dass ich nicht so eine Mama werden will. Kinder sind nun mal anstrengend. Meiner ist jetzt 14 Monate und den zu bespaßen auf einem 8 Stunden Flug wird bestimmt ein Nervendrahtseilakt. Aber – so hab ich es gewollt, also muss ich auch dafür sorgen, dass es dem Kind UND den MItreisenden drumherum einigermaßen gut geht. Ich bin gespannt wie uns das gelingen wird. Kurzstrecken bis zu 4 Stunden haben bis jetzt ganz gut funktioniert.

  4. Zana

    Super Einstellung, tolle Homepage, bin begeistert. Unsere Tochter ist jetzt 14 Monate und wir stehen vor unseren ersten Reise mit ihr, Sri Lanka für 2.5 Wochen. Wie habt ihr das mit dem Flug gelöst, wir konnten bei Qatar Airways nur einen Platz mit der Tochter beim BabyBassinet reservieren, mein Mann müsse anscheinend viel weiter hinten sitzen oder am Flughafen anfragen ob er evtl zu uns sitzen kann. Das finde ich oberdoof. Was sind eure Erfahrungen? Liebe Grüsse

  5. Momentaneinheld

    Hallo Claudia,

    zu Top # 8 Rücksicht nehmen musste ich auch gleichzeitig schmunzeln. Ich kann beide Seiten total verstehen.
    Lustigerweise wollen Kinder immer unbedingt irgendwohin fliegen, doch wenn sie dann im Flugzeug sitzen, sind nur die ersten Minuten spannend…

    toller Blog… ich arbeite noch an meinem… finde nur oft nicht die Zeit um Texte zu schreiben.


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