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Im Hausboot durch die Bretagne

Ein letzter Schub mit dem Bugstrahlruder. Sanft gleitet die Royal Mystique an den Ponton. Sie ist noch nicht einmal vertäut, da springen die Kids schon von Deck und jagen davon.

Nur wenige Meter vom Anlegeplatz entfernt haben sie eine große Wiese entdeckt auf der sich bereits eine ganze Schar anderer Kinder tummelt. Ein kurzes Hallo, auf Französisch, Englisch, Spanisch und Deutsch, dann wird ganz selbstverständlich gemeinsam gespielt.

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Wir sind in der Bretagne unterwegs, genau genommen entlang ihrer Flüsse und Kanäle. Die Region zwischen Vilaine und dem Canal Nantes à Brest ist ein Eldorado für Hausbootfans. Und jetzt, in den Sommerferien, sind auf fast jedem Schiff Kinder mit an Bord. Tagsüber schippert man gemächlich über die kleinen Flüsse und Kanäle, hält hier oder dort für einen kurzen Ausflug oder einen Café au Lait im nächsten Dorf. Abends sucht man sich dann seinen Liegeplatz für die Nacht. In den kleinen Naturhäfen trifft man überall auf andere Hausbooturlauber. Und während die Erwachsenen das Abendessen vorbereiten oder das Schiff zur Nacht bereit machen, genießen die Kinder den Platz zum Toben und Spielen mit Gleichgesinnten.

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Für uns sind es die ersten Hausbootferien in unserem Leben. Gereizt hatte es uns die Idee schon lange. Nicht nur der Urlaub auf dem Schiff, auch die Bretagne standen schon seit einiger Zeit auf unserer Bucket-List. Und so flogen wir kurz entschlossen für die letzten Sommerferientage nach Paris und machten uns von dort mit dem Mietwagen auf, ins nur wenige Fahrstunden entfernte Messac.

Entspannung mit sechseinhalb Knoten

Das, was dort an der LeBoat-Basis auf uns wartete, hat nur wenig gemein mit den rustikalen Vorstellungen, die man im Allgemeinen von einem Hausboot hat. Nicht ein Floß mit Hütte darauf, sondern vielmehr eine luxuriöse Motorjacht lag in der Marina bereit. Gut dreizehn Meter lang, ausgestattet mit zwei Doppelkabinen inklusive jeweils privaten Badezimmern, vollwertiger Küche, Essbereich, Flachbildfernseher und Open-Air-Grill auf dem Sonnendeck, unterscheidet sich die Royal Mystique von ihren Schwestern in den Jachthäfen dieser Welt eigentlich nur in der Motorleistung. Auf gerade einmal 12 km/h bringt es das Schiff. Und das ist auch gut so. Denn so darf man sie auch ohne Bootsführerschein fahren.

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Und noch einen Vorteil hat das langsame Fahrtempo. In Zeiten, in denen alle Welt von Entschleunigung redet, hat eine Reise auf dem Hausboot tatsächlich regelrecht meditativen Charakter. Kamen wir noch recht gestresst von den letzten Arbeitstagen in Messac an, dauerte es keine drei Stunden bis sich die ultimative Entspannung einstellte. Nachdem die kurze Einweisung ins Handling des Schiffs erfolgt und die erste aufregende Schleusenfahrt in Eigenregie erledigt war, lehnten wir uns ganz entspannt zurück und sahen zu, wie die saftig grüne bretonische Landschaft gemächlich zu beiden Seiten an den Ufern vorbeizog.

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Am Abend dann stoppten wir spontan an unserem ersten Anlegeplatz. Ein Restaurant mit einer kleinen Wiese am Vilaine-Ufer hatte es uns auf den ersten Blick angetan. Ein bisschen aufregend war das erste Anlegemanöver – und klappte doch erstaunlich gut. Natürlich muss man die Handhabung eines dreizehn Meter langen Schiffes ein wenig üben. Aber schon am zweiten Tag an Bord stellt sich Routine ein und Anlegen und Schleusen werden zu eingespielten Manövern.

Festlicher Urlaubsauftakt

Der Ponton an diesem ersten Abend war leer und so glitten wir fast wie die Profis an den Anleger. Die spontane Wahl erwies sich als außergewöhnlicher Glücksgriff. Wie sich herausstellen sollte, wurde das La Belle Vilaine kürzlich von neuen Besitzern übernommen. Und wir landeten mitten in der Eröffnungsfeier, als einzige Touristen.

Dafür wurden wir von der fast vollständig versammelten Bevölkerung des Örtchens Saint Anne Sur Vilaine umso herzlicher aufgenommen. Bereits kurz darauf fanden wir uns an einem Tisch mit Blick über den Fluss wieder, bestens versorgt mit der lokalen Spezialität Moules Frites, köstlichem Rosé und kühlem Leffe-Bier.

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Eine Band spielte und es herrschte ausgelassene Partystimmung, während die Sonne langsam über dem anderen Ufer versank. Als sich die Dunkelheit rund um ausbreitete und die Kinder sich, angenehm müde von dem aufregenden ersten Tag, gerade auf den Weg in ihre Kojen machen wollten, hielt der Tag noch ein ganz besonderes Finale bereit. Ein lauter Knall ertönte in der Dunkelheit und im gleichen Moment färbte sich der nachtschwarze Himmel in rote, goldene und grüne Lichtschauer. Staunend saßen wir auf dem Oberdeck und betrachteten das Feuerwerk, das sich rund um uns herum ausbreitete und den Fluss zum Leuchten brachte.

Fulminanter kann ein erster Tag Hausbootferien wohl kaum enden. Zufrieden und müde sanken wir in unsere gemütlichen Betten – gespannt, was die nächsten Tage bringen würden. Wie unser Hausbooturlaub in der Bretagne weitergeht, lest ihr im zweiten Teil der Geschichte: https://fernweh-mit-kids.de/alle-in-einem-boot/

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There are 3 comments

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  1. Anja

    Hallo Claudia,
    vielen Dank für den 1. Bericht. Ich habe schon all deine Social Media Posts zu eurer Hausbootreise mit Spannung verfolgt. Wir denken ebenfalls schon lange über so eine Reise nach. Deine Fotos und Texte sind wirklich überzeugend. Nächsten Sommer ist unser Junior 5 Jahre alt. Meinst du das passt? Wir würden so gerne fahren!
    Ich freue mich auf den 2. Teil eurer Reise!
    Liebe Grüße, Anja

    • Claudia Böttcher

      Liebe Anja,
      freut mich, dass dich das Thema so interessiert! Fünf Jahre ist definitiv ein gutes Alter. Ich kann euch so eine Reise nur wärmstens empfehlen. Dann wünsche ich schon mal viel Spaß im nächsten Sommer auf eurem Hausboot!
      LG, Claudia


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