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Sri Lanka – Reiseerfahrungen mit Kindern

Reist man mit kleinen Kindern, wirft man seine alten Reisegewohnheiten aus der kinderlosen Zeit schnell über Bord. Nicht nur Tempo und Route wollen angepasst werden, es wandern auch ganz neue Stopps auf den Reiseplan, die man alleine vielleicht nicht unbedingt eingelegt hätte.

So ein Kinder-Stopp war auch die Mangrove Cave River Safari in Ahungalla. Der kleine Ort liegt im Südwesten Sri Lankas, am Rande des Mangrovengebiets im Madu Ganga Delta. Normalerweise mache ich einen Riesenbogen um alles was nach Touristenschlepperei aussieht. Aber die Kids brauchten einen ruhigen Reisetag und da kam uns ein bisschen Bootfahren gerade Recht. Aber nicht nur der Reiseverlauf ändert sich beim Reisen mit Kindern, auch die Reiseerfahrungen.

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Erfahrung #1 – Manchmal entdeckt man bei ungeplanten Stopps die schönsten Ecken:

Das Mangrovengebiet rund um Ahungalla ist wirklich wunderschön. Eine traumhafte Landschaft aus dichten Wäldern, Mangroventunneln und -höhlen, weiten Flussarmen und Sandbänken, die hell im, mal türkisfarbenen, mal schlammig braunen, Wasser leuchten. Die Tierwelt ist ausgesprochen facettenreich. Überall schwirren Kingfisher durch die Luft, die bunten Eisvögel, die dem bekannten indischen Bier seinen Namen und Logo geben haben. Am Flussrand dümpeln faul Warane im flachen Wasser vor sich hin, durch die Baumwipfel toben Affen und über allem kreisen die Seevögel.

Erfahrung #2 – Kinder machen neugierig, vor allem andere Kinder:

Unsere Kids mit ihren hellen Haaren erregen überall viel Aufsehen. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich daran gewöhnt habe, dass die Leute sie ständig anfassen wollen. Wildfremde streichen ihnen im Vorbeigehen einfach mal über den Kopf oder berühren sie am Arm. Am meisten aber ziehen die Kids andere Kinder an. Dabei werden, über alle Sprachbarrieren hinweg, schnell Freundschaften geschlossen und es ist schön zu sehen wie unbeschwert Kinder, trotz völlig verschiedener kultureller Hintergründe, miteinander spielen und Spaß haben.

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Erfahrung #3 –  Locker bleiben, auch in ungewohnten Situationen:

Ich bin sicherlich keine überbehütende Mutter, aber die Sicherheit der Kids ist mir natürlich wichtig. Auf Reisen wird man häufig mit unerwarteten Situationen konfrontiert, bei denen auch mal Lockerlassen muss. Eine dieser Situationen war die Fischfarm im Madu Ganga. Sie lag weit draußen im Fluss und bestand im Wesentlichen aus einigen Holzplanken, die auf leere Ölfässer montiert waren. Das schwankende Konstrukt umgab einzelne Netze, in denen die Fische gehalten wurden. Natürlich nahmen die Kids das Angebot, die Tiere zu füttern, begeistert an. Beim Aussteigen aus dem Boot merkte ich schnell, dass ich mich auf der wackligen Konstruktion nur mit Mühe und Not auf den Beinen halten konnte. Die Große kletterte an Papas Hand ganz geschickt über die Stege, aber der Kurze wollte auch mit. Nachdem es nicht im entferntesten in Frage kam, einen dreijährigen Nichtschwimmer da mitten im Fluss alleine rumsteigen zu lassen, wir aber, wenn ich ihn auf den Arm genommen hätte, mit Sicherheit gemeinsam baden gegangen wären, bot der Guide an, ihn zu tragen. Zugegeben, er bewegte sich mit meinem Sohn auf dem Arm über die wogenden Planken, als würde er auf dem platten Land spazieren gehen. Ganz locker machen konnte ich mich aber nicht und blieb die ganze Zeit dicht bei ihm, bereit jederzeit ins nächste Bassin hinter zu springen. Erfreulicher Weise blieb mir diese Art von Fisch-SPA erspart und der Zwerg hatte einen riesen Spaß dabei, dass Fischfutter im Fluss zu versenken. Ich befürchte, danach wurden die armen Tiere für 2 Wochen auf Diät gesetzt.

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Erfahrung #4 –  Manchmal ist es gar nicht so einfach, Kids die eigene Reise-Ethik zu vermitteln:

Wir wollten gerade zurück ins Boot steigen, als unser Bootsfahrer der Großen andeutete, er hätte noch eine besondere Überraschung. Er zog an einem Seil, das an einer Seite des Steges befestigt war – und förderte daran ein Babykrokodil aus dem Wasser zu Tage, das er ihr sogleich in die Hand drückte  – natürlich um hinterher ein extra Trinkgeld für die Showeinlage zu verlangen. Obwohl es ihr ein bisschen umheimlich war, war meine Tochter absehbarer Weise begeistert und wollte unbedingt ein Foto von sich und dem Kroko. Meine Begeisterung dagegen war eher gering, kann ich mir doch kaum vorstellen, dass das Krokodil diese Form der Haltung lange übersteht. Wie man sieht – ich habe Foto gemacht. Ich fand den Moment, auf schwankenden Holzplanken mitten in einem sri-lankischen Fluss balancierend, mit einem angeleinten Babykrokodil in der Hand, nur bedingt geeignet für eine nachhaltige Abhandlung zum Thema Ethik auf Reisen. Wir haben dann am Abend ausführlich darüber gesprochen und in Ruhe erklärt, warum wir solche “Touristenattraktionen” eigentlich ablehnen. Sie hat es verstanden und achtete für den Rest der Reise penibel darauf, ob Tiere artgerecht gehalten oder nur zur Show gestellt werden.

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There are 3 comments

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  1. Michaela

    Hallo Claudia,
    cool, was ihr alles macht mit euren Kids!
    Wir suchen für drei Wochen ein Reiseziel für Juni. Sri Lanka begegnet mir immer wieder. So bin ich auf deinen Beitrag gestoßen. Kannst du uns was empfehlen? Wir sind für alle Ecken der Welt offen, nur sollte es nicht allzu teuer sein.
    Wir sind für jeden Tipp dankbar! Wie seid ihr in Sri Lanka gereist? Hab ihr schon vorher die Route festgelegt – tja, stimmt wohl, mit Kind(ern) reist man ganz anders…
    Danke schon mal für deine Tipps
    Michaela

  2. Andrea Hedergott

    Liebe Claudia! Vielen Dank für Deinen großartigen Reiseblog! Für September suchen wir noch ein Ziel mit 2 Kindern, dann 3 und 5 Jahre alt. Wir schwanken zwischen Sri Lanka und Bali. In welchem Monat hattet Ihr Sri Lanka besucht?
    Viele Grüße, Andrea


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