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Von Elefanten und Schildkröten

Genauso wie wir unser Reisetempo an die Kids anpassen, wählen wir auch immer wieder Besichtigungen aus, die wir alleine vielleicht nicht unbedingt besucht hätten – die den Kindern aber richtig Spaß machen (sollten). Im Süden Sri Lankas war das für unsere Tochter eindeutig eine Schildkrötenfarm. Die Farm zieht junge Wildschildkröten auf. Mitarbeiter sammeln die Eier an den Stränden ein und und lassen die Jungtiere auf der Farm schlüpfen.

Hier werden sie noch ein paar Tage gepäppelt, bevor sie direkt im Meer freigelassen werden. Alle Meeresschildkrötenarten sind in ihrem Bestand vom Aussterben bedroht. Umweltverschmutzung, Beifang und Jagd haben die Populationen deutlich dezimiert. Schlüpfen die jungen Schildkröten am Strand, schaffen viele den Weg ins schützende Meer nicht da sie zuvor von ihren natürlich Fressfeinden, den Möven und anderen Seevögeln, gefangen werden. Die Aufzuchtsstationen versuchen durch das direkte Aussetzen vom Boot aus, mehr Tieren den Weg ins Wasser zu ermöglichen. Ihre Arbeit finanzieren sie neben Spenden auch durch Touristenbesichtigungen.

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Unsere Kinder waren begeistert. In einem großen Becken schwimmen die wenige Tage alten Jungtiere, die demnächst freigelassen werden. Man kann hinein greifen und einzelne Tiere herausfischen, bevor man sie nach einer Weile wieder in das Becken zurücksetzt. Auch ausgewachsene Tiere können besichtigt werden. Verletzte und geschwächte Schildkröten dürfen auf der Farm bleiben und dort ihren Lebensabend verbringen. Wirklich faszinierend waren aber die Schildkröteneier. Die Mitarbeiter suchten für unsere Tochter ein paar nicht befruchtete Exemplare heraus. Sie sind etwa so groß wie Tischtennisbälle und habe eine lederne, zähe Aussenhaut. Fasziniert hielt sie die Eier in den Händen und  wollte sie gar nicht mehr hergeben. Für unsere Große war dieser Ausflug eines der Highlights auf Sri Lanka und sie ist seitdem ein riesengroßer Schildkrötenfan.

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Eher ein Lowlight war dagegen der Besuch des sogenannten Elefantenwaisenhauses in Pinnawela. Auch dieses Ziel war vor allem für die Kinder gedacht. Elefanten sind auf Sri Lanka allgegenwärtig. Sie werden als Arbeitstiere eingesetzt und leben auch in wilden Rudeln. Dabei sind sie allerlei Gefahren durch den Menschen ausgesetzt. Viele Bauern jagen die Tiere, die häufig ihre Felder zertrampeln. Im Waisenhaus nahe Kegalla werden die Jungtiere der getöteten Elefantenkühe aufgenommen. Auch hier finanziert sich ein Teil der Arbeit durch Touristen. Wer möchte kann das Waisenhaus besuchen und die Tiere hier hautnah miterleben. Die meisten Besucher sehen sich aber vor allem das Bad der Tiere im Fluss an. Jeden Tag am Nachmittag bringen die Mahouds die Herde zum nahegelegenen Maha Oya, wo sie sich im Wasser abkühlen und baden können. Das zumindest war die Geschichte, die uns vor unserem Besuch erzählt wurde. Hätte ich bloß besser recherchiert! Die Zustände im Pinawalla Elephant Orphanage sind unhaltbar. Die Tiere werden in Ketten gehalten, Elefantenbabys werden gegen Geld von Touristen mit Milchflaschen gestopft. Die Mahouds setzen beim Gang zum Fluß scharfkantige Haken ein, um die Tiere zu lenken. Das Ganze ist Tierquälerei kombiniert mit Touristenabzocke.

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Direkt an der Badestelle befinden sich viele Restaurants und Cafés von denen aus das Ganze beobachtet werden kann. Schon bei Ankunft zeigte die Armada von Touristenbussen vor der Tür, dass die Badezeit unmittelbar bevor stand. Gegen ein, für srilankische Verhältnisse, ziemlich hohes Eintrittsgeld durften wir das Areal betreten. Leider konnten wir erst dann sehen, was dort vor sich ging. Der Weg zur Badestelle führt entlang unzähliger Souvenirshops, Gaukler mit halbsedierten Schlangen um den Hals bieten Fotos an und in den Restaurants servieren schlecht gelaunte Kellner zu unverschämten Preisen was die ausgeblichene Fotospeisekarte an Touristenessen hergibt.

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Die Kinder hatten wohl das richtige Gespür für die Situation, auch wenn sie nicht wirklich wussten, was dort vor sich ging. Die Tochter befand, dass es zu heiß sei und setzte sich demonstrativ mit dem Rücken zu den badenden Tieren. Und unser Sohn fand an diesem Tag heraus, dass er panische Angst vor den großen, grauen Dickhäutern hat und fing augenblicklich an zu heulen. Ein Umstand, der uns auf der weiteren Reise, über eine Insel voller Elefanten, dann auch noch den Rest des Trips begleitete.

Aber auch das gehört zum Reisen mit kleinen Kindern: Stimmungen sind Tagesform abhängig und nicht unbedingt immer planbar. Und manchmal trifft man eine Fehlentscheidung. Sei es, weil man den Kindern eine Freude machen wollte, sei es, weil man nicht gründlich genug recherchiert hat.

 



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