Fest Artusiana

Die Kunst des Genießens – und wie man sie feiert

Einmal im Jahr verwandelt sich der kleine Ort Forlimpopoli im Herzen der Emilia Romagna in ein Mekka für Liebhaber der Cucina Italiana. Neun Tage lang wird hier gekocht, gebacken und gefeiert. Das alles im Namen des berühmtesten Sohnes der Stadt, Pellegrino Artusi.

Artusi, geboren 1820, war als Seidenhändler zu nicht unbeträchtlichem Wohlstand gekommen. Auf seinen ausgedehnten geschäftlichen Reisen durch ganz Italien, das damals noch aus einzelnen Staaten auf der Appeninhalbinsel bestand, hatte der Feinschmecker die Schätze der regionalen Küchen kennengelernt. 71-jährig und 30 Jahre nach der Vereinigung zum Königreich Italien, trieb ihn das Bedürfnis auch die italienische Küche zu einen. Sein Koch- und Rezeptbuch La scienza in cucina e l’arte di mangiar bene (Von der Wissenschaft des Kochens und der Kunst des Genießens) gilt als Grundstein der italienischen Nationalküche und wird bis heute verkauft.

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In Artusis Geburtsstadt Forlimpopoli hat sich die Casa Artusi, als Zentrum der gastronomischen Kultur, der Wahrung von Artusis Arbeit und Visionen verpflichtet. Dazu gehört, neben Seminaren und Kochkursen, auch die einmal jährlich stattfindende Festa Artusiana. Für neun Tage im Juni verwandelt sich der ganze Ort in ein einziges, großes Open-Air-Restaurant.

Tische und Stühle werden auf die Straßen gestellt, feine Tischtücher ausgebreitet, Windlichter, Fackeln und Kandelaber entzündet. Weiße Stoffbahnen hängen vor den Fassaden der Häuser und wogen sanft im warmen Juniwind. Mobile Küchen werden aufgebaut, Restaurants und Privatleute kochen um die Wette und brutzeln in ihren Töpfen und Pfannen die köstlichsten Speisen und Menüs.

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Kaum bricht die Dämmerung herein, füllen sich die Straßen und Gassen. Gaukler und Straßenkünstler, Stelzenläufer und Akrobaten mischen sich unter die Menschen. Von diversen Bühnen schallt fröhliche Musik. Kinder jagen jauchzend durch die Menge. Touristen verirren sich eher selten hierher. Es sind vor allem die Italiener, die von nah und fern anreisen, um zu feiern, zu genießen und die italienische Küche hochleben zu lassen.

Umso mehr Glück hatten wir, während eines Kurztrips an die Adria, eine Einladung nach Forlimpopoli zu erhalten. Nach etwa einstündiger Fahrt durch das Hinterland und die Hügel der Emilia Romagna, erreichten wir den kleinen 13.000 Einwohner Ort. Simona von der Casa Artusi nahm uns herzlich in Empfang und führte uns durchs Haus, die beeindruckende Lehrküche und in die Bibliothek, zu deren Schätzen Artusis Originalschriften gehören.

Anschließend ging es raus in die lebhaften Gassen Forlimpopolis und rauf auf die Burg, von deren Zinnen man einen wunderschönen Blick über das Getümmel in den Straßen und Plätzen hatte. Für den Rest des Abends wurden wir in die Hände von Giovanna und ihrem Team übergeben, die uns, ganz unbeeindruckt von kleineren Sprachbarrieren, mit herzlicher italienischer Gastfreundschaft aufnahmen.

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Kurzerhand bugsierte man uns zu einem festlich gedeckten Tisch und danach wurde aufgetragen. Vorspeisen, Pasta, Fleisch und Desserts. Ein ums andere Mal bog sich der Tisch unter dem köstlichen, kaum enden wollenden Fluss des Besten, was die italienische Küche vorzuweisen hat.

Die Kinder gaben nach den ersten Gängen auf und verschwanden im Gewimmel der Gassen um mit anderen Knirpsen, den Stelzenläufern und Gauklern hinterherzujagen. Und während sich die Nacht über Forlimpopoli senkte, saßen wir noch lange dort, mit einem Glas Wein in der Hand, umgeben von pink blühendem Oleander und wiegenden, weißen Stoffbahnen, beschienen vom goldenen Kerzenlicht und genossen den Blick auf die festlich erleuchtete Burg und das Leben und Treiben in den Straßen und die magische Atmosphäre.



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