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Schneesicher in den Savoyen – Skiurlaub mit Charme

Zufrieden klappe ich die Speisekarte zu, lehne mich entspannt zurück, nippe an dem köstlichen Wein, den uns Charlotte eben serviert hat, und lasse den Blick durch das kleine, gemütliche Bergrestaurant schweifen. Ich bin tatsächlich im Land wo Milch und Honig – oder vielmehr Käse – fließen angekommen. Weniger als 24 Stunden zuvor, im dichten Schneegestöber auf einer dunklen Passstraße, hatte ich daran schon nicht mehr geglaubt. Aber von Anfang…

Die Savoyen, oder genauer die Rhône-Alpes, waren bisher nicht der erste Ort, der mir in den Sinn kam, wenn ich an Skiurlaub mit Kindern dachte. Von München aus liegen die Skigebiete Österreichs quasi vor der Haustür, Tirol, Kärnten, diverse Gletscher, alles nur einen Katzensprung entfernt. Genau das kann manchmal aber auch zum Problem werden. Nämlich dann, wenn sich in den Weihnachtsferien halb Deutschland auf den dortigen Pisten tummelt.

Meine, zugegeben sehr kurzfristige, Suche nach einer Unterkunft über Silvester blieb jedenfalls erfolglos und ich machte meinem Frust auf Twitter Luft. Etwas Besseres hätte ich nicht tun können. Denn diesen Tweet las ein Mitarbeiter von SnowTrex-Reisen, Deutschlands größtem Anbieter von Wintersportreisen, und kam mit einem Vorschlag auf mich zu: Wie wäre es denn mit Frankreich? – Frankreich? Klar, schon mal gehört. Trois Vallées, das größte Skigebiet der Welt. Courchevel, Méribel, Luxuschalets und internationaler Jet Set. Nicht ganz das, was ich mir für einen entspannten Familienskiurlaub vorstelle. Was ich nicht wusste, ist, dass nur wenige Kilometer weiter ein herrlich ruhiges, dörfliches und familienfreundliches Skigebiet liegt: Val Cenis Vanoise.

Lanslebourg_Abend

Mit seiner hochalpinen Lage auf 1.400 bis 2.800 Metern bietet Val Cenis 125 absolut schneesichere Pistenkilometer. Kern des Skiresorts bilden dabei die drei kleinen und typisch savoyardischen Ortschaften Termignon, Lanslebourg und Lanslevillard, die sich wie an einer Perlenkette im Tal aneinanderreihen. 55 Abfahrten, 9 grüne, 18 blaue, 23 rote und 5 schwarze, sowie 2 Snowparks, sorgen dafür, dass für jede Könnensstufe das passende Angebot dabei ist. Und das Ganze, auch in der Silvesterwoche, bei herrlich leeren Liften ohne Wartezeiten und Gedrängel. Dafür lohnt sich die verhältnismäßig lange Anfahrt von Deutschland, die auch gar nicht so lang ist wenn man nicht, wie wir, einem völlig fehlprogrammierten Navi gefolgt wäre.

MontCenis

Nach sieben Stunden, für den Bettenwechselsamstag vor Silvester sehr entspannter, Anfahrt auf relativ leeren Autobahnen über den Bodensee, die Schweiz und Italien, zeigte das Navi die letzten Kilometer an und forderte uns auf, die nächste Ausfahrt zu nehmen. Kurz drauf fing es heftig an zu schneien und der Bildschirm schickte uns auf eine menschenleere, in heftigen Serpentinen gewundene, Bergstraße, die sich im Stockdunkeln durch dichte Nadelwälder wand. Nach einiger Zeit kam uns ein Wohnmobil entgegen, dass sich vorsichtig schlitternd auf seinen schmalen Reifen den Berg herunter tastete. (Ich wette, der arme Kerl hatte die gleiche, schwachsinnige Navigations-App auf seinem Handy).

Die Straße stieg immer höher den Berg hinauf und der dichte Schneefall sorgte schon bald für eine geschlossene Schneedecke. Nervös starrte ich auf den steil abfallenden Fahrbahnrand ohne Leitplanken, neben dem ein schwarzer Abgrund gähnte, und verfluchte innerlich den Idioten, der im Internet geschrieben hatte, dass die Zufahrt zum Skigebiet regelmäßig geräumt wird und Schneeketten nicht erforderlich wären. Dann endlich die ersten Häuser entlang der Strecke. Zu meiner Verwunderung verlassen, die Scheiben eingeschlagen, die Türen mit Brettern vernagelt. Das kann doch nicht der richtige Weg sein? Das Navi bestand aber immer noch darauf, dass wir kurz vorm Ziel wären. Nach weiteren 20 Minuten Schleichfahrt durch Wald, entlang verlassener italienischer Dörfer und leer stehender Hotels, die Szenerie wäre optimal für die nächste Folge von Blair Witch Project geeignet, dann endlich ein paar bewohnte Häuser. Ich hatte die Nase voll und drängte darauf, dass wir umkehren oder zumindest nach dem Weg fragen sollten.

Und das war auch gut so. Tatsächlich waren wir wenige Kilometer von unserem Zielort entfernt. Nur lag der auf der anderen Seite des Berges, den wir gerade hinauffuhren. Das Navi hatte geplant uns über den 2.800 Meter hoch gelegenen Pass zwischen Italien und Frankreich zu schicken – der im Winter mitten im Skigebiet liegt und bis Ende Mai gesperrt ist. Die Abfahrt auf der steil abfallenden Straße mit ihrer geschlossenen Schneedecke und durch Haarnadelkurven gestaltete sich dann noch unterhaltsamer und ich war mit den Nerven ziemlich am Ende als wir Stunden später endlich in Val Cenis ankamen, vor uns das Wohnmobil vom Mont Cenis, das wir auf den letzten Metern noch eingeholt hatten.

Lanslebourg

Umso mehr entschädigte mich die Aussicht aus unserem Appartement am nächsten Morgen, von der wir wegen der Dunkelheit am Abend zuvor nichts mehr hatten sehen können. Über Nacht hatte es aufgehört zu schneien, strahlend blauer Himmel und sonnenbeschienene, schneebedeckte Berghänge erstreckten sich vor dem Fenster. Nach einem kurzen Frühstück schnappten wir uns unsere Skier und machten uns auf dem Weg zum Lift.

Mehr zum Aufenthalt in Val Cenis, dem Skigebiet und was es mit dem fließenden Käse auf sich hat, gibt es dann im nächsten Beitrag: Val Cenis – Traumhafte Pisten und kulinarische Highlights



There are 4 comments

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  1. Karina

    Von diesem Skigebiet hatte ich tatsächlich auch noch nie gehört. Sieht aber toll aus! Ich bin gespannt auf Deinen nächsten Artikel dazu. Hast Du auch Unterkunft-Tipps? Wir wollen Anfang März mit den Kindern Ski fahren und ich bin noch auf der Suche nach dem besten Reiseziel.

  2. Christian Neuwerth

    Hi Claudia,

    vielen Dank für diesen tollen Bericht. Ich freue mich, dass euch der Urlaub in Val Cenis gut gefallen hat und wir dir und deiner Familie behilflich sein konnten. Der Blick aus dem Appartement ist der Hammer und wir sind gespannt auf Bilder und Bericht über Skigebiet und fließendem Käse.

    LG, Christian

  3. Karina

    Danke für den Link! Kannte diesen Reiseveranstalter bisher gar nicht. Aber ich glaube das werden wir buchen. Klingt wirklich gut.
    Viele Grüße, Karina


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