Das Robinson-Experiment…
Was passiert, wenn man einen überzeugten Individualreisenden für vier Tage in den Cluburlaub schickt? Ich wollte es genauer wissen und habe es ausprobiert, den Familienurlaub im Club. Nachdem Kids, Skiausrüstungen und diverse Taschen – seit ich mit Kindern reise habe ich bei jedem Kurzurlaub das Gefühl wir würden die Auswanderung nach Australien proben – im Auto verstaut waren, machten wir uns auf den Weg in den ROBINSON Club Landskron.
Wie hier schon geschrieben, stehe ich Cluburlauben ziemlich skeptisch gegenüber. Ich kann nichts dafür. Ich wurde traumatisiert. Und zwar an dem Tag im Sommer 1985, an dem meine Mutter im Robinson Club Apulien dieses Foto knipste. Hilflos musste ich zusehen, wie sich etwa 80 Erwachsene aus unerfindlichen Gründen in Bettlaken und Tücher wickelten, lauthals und aus voller Kehle den 80er Opus-Hit Live is Life mitgrölten und, als wäre das noch nicht genug, dazu etwas aufführten, das mich entfernt an den Ententanz im Kindergarten erinnerte.
Entsprechend skeptisch stieg ich an einem Donnerstagabend ins Auto und kam nach vierstündiger Fahrt nachts in Kärnten an. Die mittlerweile eingeschlafenen Kids blieben im Auto, während wir erst mal einchecken wollten. Beim Betreten der Eingangshalle schallte uns laute Clubmusik aus der Bar entgegen und ich befürchtete schon, dass gleich ein Animateur im witzigen Kostüm um die Ecke biegen würde.
Doch nichts dergleichen – stattdessen wurden wir überaus herzlich und professionell an der Rezeption empfangen. Genau hier liegt, wie ich in den nächsten Tagen feststellte, eine ganz große Stärke der Robinson-Clubs. Das gesamte Personal ist außergewöhnlich hervorragend geschult und gibt einem zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, für einen ganz persönlich da zu sein. Egal ob Empfang, Restaurant, Bar, Room-Service oder Kinderanimation…alle Mitarbeiter sind mit Passion und echtem Engagement für den Gast bei der Arbeit, was dafür sorgt, dass sich sofort ein entspanntes Urlaubsfeeling einstellt.
Am nächsten Tag dann sollten wir einen weiteren Vorzug des Cluburlaubs mit Kindern kennenlernen. Nachdem wir das extrem vielfältige und große Frühstücksbuffet genossen hatten, wollten wir so schnell wie möglich auf den Berg. Schließlich waren wir zum Skifahren nach Kärnten gekommen. Der bisher viel zu warme Winter hatte zu Schneemangel in unseren Hausgebieten in Bayern geführt, umso mehr freuten wir uns, dass es in Kärnten kurz zuvor heftig geschneit hatte.
Ich liebe Skifahren mit den Kids. Was ich weniger liebe, sind die Tonnen von Kleidung und Zubehör. Nachdem der Nachwuchs endlich in gefühlten 300 Kleidungsstücken verpackt war, sämtliche Handschuhe mindest dreimal vermisst und wiedergefunden worden waren und wir endlich abfahrbereit vor der Tür standen, gab es dann leider eine kleine Enttäuschung: Der starke Föhn sorgte an dem Morgen zwar für herrlich klaren und sonnigen Himmel, aber eben auch für heftigen Wind. Die Lifte im Skigebiet mussten wegen Sturm geschlossen werden. Lange Gesichter bei den Kindern und erst mal Ratlosigkeit bei den Eltern. Aber nicht lange – denn der Robinson Club hält auch ohne Skifahren ein paar tolle Angebote bereit. Zunächst mal wurde die Ski- gegen Badekleidung getauscht und die Kids vergaßen im großen Indoorpool ganz schnell die Enttäuschung über den ausgefallenen Skitag. Für die Erwachsenen wartet im Badebereich als besonderes Highlight die Sauna mit ihrem auf den See hinaus gebauten Ruheraum, von wo aus man einen traumhaften Panoramablick über den Ossiacher See und die angrenzenden Berge hat.
Am Nachmittag dann wartete das größte Highlight auf die Kids – und zugegeben auch auf uns Eltern. Nachdem der Nachwuchs nämlich mit den Animateuren des Roby-Clubs und den anderen Kindern verschwunden war, sahen wir sie bis zum Schlafengehen kaum wieder. Nur ab und zu kam mal eins angesaust, um stolz die selbst gebastelte Indianerausstattung aus Kopfschmuck und Tomahawk vorzuführen oder mit leuchtenden Wangen vom Kinderessen zu berichten. Und während die Kinder bis 21 Uhr ihre eigene Kids-Party feierten, genossen wir seit vielen Monaten zum ersten Mal wieder ein sehr entspanntes Abendessen alleine. Im Alltag fällt einem das als Eltern häufig gar nicht auf – aber wenn man erst mal ganz entspannt da sitz, sich in Ruhe unterhält und bei einem guten Glas Wein über den abendlich beleuchteten See schaut, dann merkt man plötzlich wie entspannt so ein Abendessen sein kann, bei dem man nicht am laufenden Band irgendetwas klein schneidet, Getränke nachgießt, kleinere Katastrophen aufwischt, Diskussionen führt, in scheinbarer Endlosschleife Sätze wie “Bitte sitz ordentlich” oder “Bitte halte die Gabel richtig” sagt und dabei nebenher versucht, das eigene, mittlerweile kalt gewordene, Essen irgendwie doch noch zu genießen.
Als der Roby-Club dann um 21 Uhr sein Programm beendete, waren beide Kids eigentlich absolut bettreif. Aber es stand noch ein Programmpunkt an, die Show im Theater des Clubs. Die meisten Kinder durften aufbleiben und auch unsere bettelten so lange, bis wir schließlich ja sagten. Schließlich war Urlaub und die beiden haben auf unseren anderen Reisen eher wenig Gelegenheit, so etwas zu sehen. Die Worte Show und Theater weckten bei mir wieder Erinnerungen an die Cluburlaube meiner Kindheit. Ich fand es auch immer sensationell, noch so lange aufbleiben zu dürfen und auch wenn die Gästeshows, bei denen wenig talentierte Urlauber ihr pantomimisches Geschick unter Beweis stellen wollten und das Clubteam versuchte, dem ganzen doch noch einen etwas würdigeren Rahmen zu geben, häufig zum Fremdschämen waren, war das Ganze immer ein großer Spaß für alle Kinder. Also ging es nach dem Abendessen noch zur Falco-Revival-Show. Und auch hier wurde ich positiv überrascht. Vielleicht lag es daran, dass mir das Thema gefiel oder auch daran, dass es keine Gästeshow war, sondern eine sehr professionell umgesetzte Performance der Club-Mitarbeiter, aber der Abend machte wirklich Spaß.
Am nächsten Tag dann hatte sich das Wetter beruhigt und es ging endlich ab auf den Berg. Der Robinson Club Landskron liegt an der Gerlitzen Alpe, einem kleinen und sehr familienfreundlichen Skigebiet, das einen traumhaften Blick über den Ossiacher See und die umliegenden Berge bietet. Ein kostenloser Shuttle-Service fährt einen ganz bequem vom Hotel die wenigen Meter zur Gondel und an der Bergstation hat der Club ein weiteres eigenes Gebäude für die Gäste. Hier kann man während des Urlaubs seine Ski und Zubehör einlagern, sodass man ganz bequem alles erst oben am Berg anzuziehen braucht. Für kleine Kinder, die noch nicht Ski fahren, gibt es eine Kinderanimation und auch das Kinder-Mittagessen wird hier serviert. Unsere Kids waren vor allem vom Funpark nahe der Bergstation begeistert. Ein Sessellift bringt einen direkt zum Eingang und den Rest des Tages amüsierten sich die beiden damit, die kleineren und größeren Obstacles zu testen, die eine oder andere Bruchlandung inklusive.
Mein Fazit nach vier Tagen Robinson-Experiment? Trotz meiner anfänglich sehr skeptischen Haltung muss ich zugeben, dass wir eine schöne Zeit im Robinson Club hatten. Ich wurde nicht wie hier befürchtet von Animateuren im Yeti-Kostüm über die Pisten verfolgt – diese beschränkten sich auf die Aprés-Ski-Party im Hotel ;) – die Kinder hatten ein paar richtig tolle Tage und haben das gebotene Programm in vollen Zügen genossen. Ich persönlich kann mich im Urlaub am Abend auch sehr gut ohne Animation und Unterhaltungsangebote beschäftigen, freue mich aber natürlich, wenn die Kids so viel Spaß haben.
Würde ich also wieder in einen Club fahren? Für einen Skiurlaub oder einen einwöchigen Kurzurlaub jederzeit wieder. Ein dreiwöchiger Badeaufenthalt im Strandclub wäre eher nicht meine Sache. Was aber weniger am Club an sich liegt, sondern daran, dass ich generell nicht gerne drei Wochen lang an einem Ort verharre, sondern lieber kreuz und quer durch das Land reise. Mit Kindern bietet ein Cluburlaub auf jeden Fall Vorzüge. Und die beste Antwort auf die Frage hatte wohl meine Tochter, als ich von ihr wissen wollte, welche Art von Urlaub sie denn nun besser findet: “Mami, ich finde beides am besten. Wir könnten doch eine Reise machen, bei der wir ganz viel unterwegs sind und danach fahren wir wieder in einen Club.”- Klingt nach einem guten Kompromiss.
Ich danke dem Robinson Club Landskron für die Einladung zu dieser Reise.
Hallo, danke für diesen aufschlussreichen Artikel. Der Robinson Club scheint eine gute Alternative zu ” normalen ” Hotels mit Kinderbeaufsichtigung zu sein. Der Sauna Bereich sieht sehr sauer und einladend aus…und die Sauna, ein Traum!
Viele liebe Grüße
Julia
Hallo Julia,
die Robinson-Clubs haben die Kinderbetreuung im Urlaub ja quasi “erfunden”. Jedenfalls gehörten sie zu den ersten, die sowas angeboten haben. Insofern, ja, die wissen wie das geht ;)
LG, Claudia